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"Aha, ja und?" oder: Outing unter Schmerzen

Nachdem ich mich von meiner langjährigen Freundin getrennt hatte, wollte ich eigentlich erstmal etwas Ruhe haben - nicht zuletzt, um über meine sadomasochistischen Fantasien nachzudenken. Ich hatte damals im Internet die ersten Anzeichen dafür entdeckt, daß es noch andere gab, und ermuntert von deren Outing-Erfahrungen meiner Geliebten von meinen Ideen erzählt, was nur schreckgeweitete Augen zur Folge hatte.

Leider wurde aus der Frauenpause nichts, weil ich von einer ganz entzückenden Diplomandin unseres Instituts angeflirtet wurde - nett, offenherzig, freundlich, gutaussehend, und ehe ichs mir so richtig überlegt hatte, war ich schon verknallt. Als einzige Konsequenz aus den vorhergehenden Erfahrungen hatte ich einen Schwur getan: "Wenn du jemals wieder eine Freundin hast, dann kommt das Thema gleich auf den Tisch" mit der impliziten Fortsetzung: "dann ist gleich Schluß und nicht erst nach Jahren".

Sie machte einen angenehm resoluten Eindruck - und ich, ich traute mich natürlich nicht, das bewußte Thema anzusprechen ... So landeten wir dann das erste Mal im Bett, und als ich nach getaner Arbeit neben ihr lag, meldete sich mein Gewissen laut und vernehmlich und gab mir ein paar Tritte.
(angekuschelt) "Du, ich ..."
"Ja, was denn?"
(hätte ich bloß die Klappe gehalten)
"Ja also ich, ich muß dir was erzählen."
"Hmm?"
(Was sagt man denn jetzt um Gottes Willen?)
"Also weil, ich, naja, also ich bin nicht so ganz normal."
"Naja normal, was ist das schon?"
(Gut gegeben- und wie jetzt weiter?)
"Tja, äh, also ich steh halt auch auf so andere Sachen."
"Hmm? was denn?"
"Ich, also ich find so die Vorstellung von Fesseln und so Schlägen, also das ist mir wichtig."
"Ja find ich auch gut."
(??? Man nimmt mich nicht ernst. Sie hat jetzt entsetzt zu gucken bitteschön)
"Nein du verstehst nicht, es ist mir ganz ernst damit."
"Ja, das kenn ich."
(hört sie mir überhaupt zu?)
"Also äh, was ich meine, ich hab eben so masochistische Anlagen und also ich will das gerne auch ausleben können."
(kuckt mich doch langsam interessierter an)
"Ja, klar, das hab ich auch schon ausprobiert, mit S. damals haben wir das häufiger gemacht. Ich hab solche Fantasien seit kleinauf."

Naja, ich verstand die Welt nicht mehr. Statt daß sie mir erstmal moralische Vorträge hält, sagt sie doch, daß sie "es" schon ausprobiert hat - im gleichen Tonfall hätte sie auch sagen können "mach dir nichts draus, jeder geht mal über eine rote Ampel". Bis mir klarwurde, daß es in Deutschland tatsächlich Frauen mit SM-igen Gedanken gibt und ich mich grade in eine davon verknallt hatte, dauerte es noch ein wenig. Für sie hingegen hatte das mit "diesem SM da" nie was zu tun gehabt, sondern war einfach Teil einer normalen Sexualität ...

M, 31

 

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