Wenn Gott ein Einsehen hat ... Der Zigarettenfetisch
Ironischerweise ist mir dieser Typ kurz nach einer wirklich misslungenen
Vanilla-Beziehung begegnet, in der mein Freund mich immer mit Sätzen wie "Ih, du
hast ja geraucht, dich küss ich nicht" zur Nichtraucherin erziehen wollte. Mann, das
hatte mich vielleicht genervt. So ein Idiot.
Jedenfalls traf ich diesen Typen auf einer privaten Party im Schwäbischen, also keine
explizite SM-Party, aber es war klar, dass der Gastgeber SMler war und dass auch einige
seiner Freunde entsprechend unterwegs waren. Es gab gutes Essen, die Nacht war lau und ich
setzte mich mit einem grossen Teller Häppchen auf die Terasse ... nach wenigen Minuten
setzte sich ein wirklich gutaussehender junger Mann neben mich und wir fingen an, uns zu
unterhalten. Er war ein ganz Netter und wir unterhielten uns über Gott und die Welt, und
ein bisschen über SM und unseres Gastgebers Pläne, sich einen Dungeon zu bauen - Ich
meinte lakonisch, ein Hobbykeller sei im Schwäbischen etwas ganz und gar Übliches, und
wir kicherten viel und ausgiebig. Drinnen spielte die Musik, ein paar Liebespaare lagen im
Garten und schauten in die Sterne und wir sassen da und unterhielten uns ganz entspannt.
Zwischendurch holte er uns immer wieder Sekt. "Sehr aufmerksam", dachte ich.
"Entweder das, oder er will mich abfüllen." Nun ja - irgendwann hatte ich meine
Häppchen aufgegessen und kramte nach meinen Zigaretten ... er schaute irritiert:
"Oh, du rauchst?" Ich dachte: "O Gott, na super - bitte nicht schon wieder
so ein militanter Nichtraucher!" Aber wie sich später herausstellen sollte, hatte
Gott ein Einsehen. Ich fuhr ihn an: "Was dagegen?", zumal wir ja draussen waren
und ich dachte, also wirklich, der stellt sich aber an, hier draussen stört das doch wohl
keinen. Er: "nein! nein!" und druckste ein bisschen herum. Wir redeten dann
über andere Dinge weiter, und er gab mir jedesmal höchst zuvorkommend Feuer, wenn ich
rauchen wollte. Er selbst rauchte nicht. Irgendwann, wir waren schon reichlich
angeschickert, erzählte er mir dann von seinem Zigarettenfetisch. "Schlag mich
tot," sagte er, "aber ich steh auf Frauen, die rauchen". Ich muss zugeben,
ich erfasste die Tragweite seiner Bemerkung nicht sofort und dachte zunächst, das sei nur
Baggergewäsch. Aber er erläuterte das ganze dann sehr präzis: er hatte tatsächlich
eine Vorliebe dafür, als lebender Aschenbecher behandelt zu werden. Er liebte es, Frauen
beim Rauchen zuzusehen und seine Hände oder auch seinen Mund als Aschenbecher benutzt zu
sehen. Ich gebe zu, ich war etwas befremdet, schmerzängstlich wie ich bin, und fragte
auch gleich besorgt nach, ob man ihm die Zigaretten denn dann auch dort ausdrückte ... er
meinte, das sei eine Fantasie von ihm, aber er habe es nur einmal in echt ausprobiert und
das sei ihm dann doch zu schmerzhaft gewesen. Irgendwann später, die Party war inzwischen
auf den harten Kern abgemagert, und es sassen fast nur mehr SMler da, fragte er mich sehr
charmant, ob ich denn nicht ihn dem inzwischen vollen Aschenbecher vorzöge. Na so einem
netten Kerl schlägt man doch so einen kleinen Gefallen nicht ab - und der Aschenbecher
war in der Tat inzwischen recht voll geworden. Ich sagte ihm allerdings auch, dass ich
seinen Fetisch äusserst kurios fände. Er sagte lachend, er fände das auch. Ich
erzählte ihm von meinem Ex und wie der mir das Rauchen hatte abgewöhnen wollen, er
meinte, dieser Typ sei ja wohl voll der Banause. Nun ja. Den Rest des Abends aschte ich in
seine Hände, und ich muss sagen, es war überaus praktisch, weil die immer genau da
waren, wo ich gerade rauchte. Ausserdem war es ein prima Gefühl, so angehimmelt zu
werden, und er ja wirklich ein leckerer Kerl.
Ich glaube nicht, dass ich drauf eingegangen wäre, wenn ich nicht angeschickert
gewesen wäre, weil irgendwie fand ich das schon unanständig, den Fetisch eines anderen
Menschen zu bedienen, wenn man den Fetisch selbst gar nicht teilt ... aber da ich merkte,
dass es ihm wohl gefiel, machte ich mir nicht allzu viele Sorgen. Und einmal hätte ich
tatsächlich fast gedankenverloren die Zigarette in seiner Hand ausgedrückt, so hatte ich
mich dran gewöhnt. Er zog die Hand allerdings rechtzeitig weg und wir mussten beide sehr
lachen. Es war wirklich eine schöne Nacht, und für mich der wohl kurioseste
One-Night-Stand, den ich je hatte.
Ich hab ihn danach noch einmal getroffen, zufällig, in einer ganz normalen Kneipe, mit
ein paar Freunden. Er sagte grinsend "He, du rauchst ja immer noch" und als sein
Kumpel mich fragte "Wieso, haste probiert aufzuhören?" lachten wir beide
prustend los.
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