Phantasien, die als solche nicht ganz ins Bild der klassisch angepaßten pubertierenden Mädchen passen, hatte ich eigentlich schon so lange wie ich mich erinnern kann. Ein passender Name und damit die zugehörige Schublade jedoch fehlten lange. Also nervte ich meinen zweiten Freund mit leicht abartigen sexuellen Phantasien, malte Bilder sich gegenseitig auspeitschender Lesben, träumte von den Handfesseln, die ich im Schaufenster eines sonst normalen Lederladens gesehen hatte, probierte ein wenig Fesseln und Hauen aus und kam zu dem Schluß, wenn es andere mit meiner Neigung gibt, dann werde ich sie eh nie kennenlernen und im übrigen hatte ich meinen Freund ganz arg lieb und hätte eigentlich glücklich sein sollen.

Nun, wie es in diesem zarten Alter eben so ist (ich war 18) ging die Beziehung nach 1 1/2 Jahren zu Ende und ich nahm die Einladung eines Chat-Bekannten an, auf eine große Chat-Party zu fahren, um auf neue Gedanken zu kommen. Dort beim Pizzaessen lernte ich meinen ersten "echten" SMler kennen - die (in der Szene als Erkennungszeichen so beliebten) Miniatur-Handschellen an seinem Gürtel hatten andere am Tisch zu dümmlichen Witzen hingerissen; er ließ sich davon jedoch nicht verunsichern und erzählte offen und freimütig vom Sadomasochismus.

Ich hörte und staunte und fragte und war fasziniert - endlich jemand, der nachvollziehen konnte, was ich mit meinen halbausgegorenen Fantasien fühlte, der Gedanken an Seile und Fesseln und Schläge nicht völlig abartig fand, der noch dazu Worte und Erklärungen für alles hatte! Am selben Abend kam es dann zum ersten Spiel; der Rest des Wochenendes wurde ähnlich lustig verbracht und ich kam nach Hause mit meiner frisch gezimmerten Schublade unterm Arm und voll Freude ob der Entdeckung, daß es mehr wie mich gäbe.

Meine Mutter, der ich natürlich die Details ersparte und nur was von frisch verliebt erzählte, fand mich nach diesem Wochenende seltsam bedrückt; als ob mich etwas Schwieriges beschäftigen würde. Ich jedoch fing an, alles, was mir an Information unter die Finger kam, zu verzehren - Mailinglisten, Webseiten, diverse Bücher - und natürlich die Spielbeziehung mit diesem jungen Mann weiter auszubauen.

Und so wurde ich Sadomasochistin. :)

F, 21